Affordances im Interaction Design

Affordances im Interaction Design

Als Produkt-Manager bin ich ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln und bessere, benutzerfreundliche Produkte zu schaffen. Mein neuester Schritt auf diesem Weg war der erfolgreiche Abschluss des Kurses „Affordances in Interaction Design“ bei der Interaction Design Foundation (IxDF). In diesem Blogpost möchte ich meine Erfahrungen teilen und Ihnen zeigen, wie wichtig das Konzept der Affordances für das Design von benutzerfreundlichen Interfaces ist.

Was sind Affordances und warum sind sie wichtig?

Der Begriff Affordance beschreibt die Möglichkeit einer Handlung, die ein Objekt oder eine Oberfläche bietet. Ein klassisches Beispiel ist ein Türgriff, der dazu auffordert, die Tür zu öffnen, oder ein Schalter, der zeigt, dass man ihn drücken kann. Affordances helfen Nutzern, zu erkennen, welche Aktionen sie auf einer Website oder in einer Anwendung durchführen können, ohne dass eine explizite Anleitung erforderlich ist. Sie sind daher der Schlüssel zur Gestaltung intuitiver und einfach zu nutzender Produkte.

Affordances wurden durch den Psychologen James J. Gibson erstmals in den 1970er Jahren beschrieben und später durch den Design-Guru Don Norman in den 1980er Jahren für das Interaction Design populär gemacht. Norman unterschied dabei zwischen realen und wahrgenommenen Affordances: Während reale Affordances auf die physische Interaktion mit einem Objekt abzielen, sind wahrgenommene Affordances darauf ausgelegt, dem Nutzer zu zeigen, wie er eine digitale Oberfläche bedienen kann.

Kursinhalte und zentrale Erkenntnisse

Der Kurs „Affordances in Interaction Design“ war in mehrere Module unterteilt, die sich sowohl theoretisch als auch praktisch mit Affordances und deren Anwendung in der Mensch-Computer-Interaktion beschäftigten. Hier sind einige der wichtigsten Themen und Erkenntnisse, die ich während des Trainings erlangt habe:

1. Grundlagen der Affordances

Zu Beginn des Kurses beschäftigten wir uns mit den grundlegenden Konzepten der Affordances. Dabei wurde deutlich, dass Affordances weit mehr sind als nur physische Interaktionen. Gerade in der digitalen Welt spielen wahrgenommene Affordances eine wichtige Rolle, da Nutzer häufig nur visuelle Hinweise haben, um herauszufinden, welche Handlungen sie durchführen können. Es ist entscheidend, diese Hinweise so zu gestalten, dass sie leicht verständlich sind und den Nutzer zur gewünschten Interaktion führen.

2. Reale vs. wahrgenommene Affordances

Eine zentrale Erkenntnis war die Unterscheidung zwischen realen und wahrgenommenen Affordances. Während reale Affordances auf physische Eigenschaften eines Objekts basieren (z. B. ein Knopf, der gedrückt werden kann), sind wahrgenommene Affordances diejenigen Hinweise, die wir auf einer digitalen Oberfläche erkennen können. Zum Beispiel zeigt ein Button mit einer bestimmten Farbgebung und Beschriftung an, dass er klickbar ist. Diese Unterscheidung ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass Nutzer die richtigen visuellen Hinweise erhalten und wissen, wie sie eine Anwendung verwenden können.

3. Affordances im Kontext der Usability-Prinzipien

Im weiteren Verlauf des Kurses ging es darum, wie Affordances mit Usability-Prinzipien verknüpft werden können. Begriffe wie Sichtbarkeit, Findbarkeit, Einschränkungen, Mapping und Feedback spielen eine zentrale Rolle dabei, Affordances so zu gestalten, dass sie eine positive Benutzererfahrung unterstützen. Zum Beispiel verbessert die Sichtbarkeit von Buttons und Interaktionselementen die Benutzerfreundlichkeit, indem es den Nutzern leichter gemacht wird, herauszufinden, was sie tun können.

4. Anwendung der Affordances in realen Projekten

Ein besonders wertvoller Teil des Kurses war die Anwendung der erlernten Konzepte auf reale Projekte. Hierbei ging es darum, Affordances in Human-Computer-Interfaces (HCI) zu identifizieren und zu verbessern. Wir lernten, wie man Affordances so gestaltet, dass Nutzer mit den angebotenen Möglichkeiten natürlich interagieren können. Besonders hilfreich war die Betrachtung von Beispielen aus der Praxis, um zu sehen, wie Affordances sowohl im digitalen als auch im physischen Kontext genutzt werden, um die Nutzerführung zu verbessern.

5. Konzepte von Gibson, Norman, Gaver und Hartson

Im Verlauf des Kurses wurde deutlich, dass das Verständnis von Affordances nicht auf eine einzige Definition beschränkt ist. Wir lernten verschiedene Konzepte kennen, darunter:

  • James J. Gibsons Konzept der Affordances: Gibson prägte den Begriff der Affordances und legte damit den Grundstein für die spätere Forschung in diesem Bereich.
  • Don Normans Konzept der Affordances: Norman differenzierte zwischen realen und wahrgenommenen Affordances und trug dazu bei, dass diese Unterscheidung im Interaction Design Anwendung fand.
  • Bill Gavers Konzept der „verborgenen“ und „falschen“ Affordances: Gaver brachte den Aspekt ins Spiel, dass Affordances manchmal auch missverständlich sein können. Eine falsche Affordance könnte zum Beispiel ein Button sein, der wie ein Klick-Element aussieht, aber nicht funktioniert.
  • Rex Hartsons Konzept der Affordances: Hartson führte die Begriffe der physischen, sensorischen und funktionalen Affordances ein, die alle wichtige Aspekte der Nutzerinteraktion abdecken.

Praktische Anwendung der Erkenntnisse im Berufsalltag

Die Erkenntnisse aus dem Kurs „Affordances in Interaction Design“ sind für meine tägliche Arbeit als Produktmanager von großer Bedeutung. Hier sind einige konkrete Beispiele, wie ich die erlernten Konzepte anwende:

1. Verbesserung der Sichtbarkeit von Interaktionselementen

Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, wie wichtig die Sichtbarkeit von Interaktionselementen ist, um eine gute Nutzererfahrung zu gewährleisten. Bei einem kürzlich durchgeführten Projekt habe ich die Button-Gestaltung und -Platzierung optimiert, sodass Nutzer direkt erkennen konnten, welche Aktionen möglich sind. Dadurch konnten wir die Conversion-Rate der Website verbessern und die Zufriedenheit der Nutzer steigern.

2. Reduktion von „falschen“ Affordances

Während des Kurses wurde auch das Konzept der falschen Affordances besprochen, also Elemente, die Nutzern eine Funktion vorgaukeln, die nicht existiert. In einer unserer mobilen Anwendungen haben wir festgestellt, dass bestimmte Icons den Nutzern suggerierten, dass sie klickbar seien, obwohl dies nicht der Fall war. Durch Anpassungen des Designs haben wir diese „falschen“ Affordances eliminiert und damit das Nutzererlebnis deutlich verbessert.

3. Einsatz von Affordances zur Steigerung der Benutzerfreundlichkeit

Ein weiterer Bereich, in dem die Anwendung von Affordances einen großen Unterschied gemacht hat, ist die Gestaltung von Formularen und Eingabefeldern. Mithilfe klarer visueller Hinweise und gezielter Gestaltung der Eingabeelemente haben wir dafür gesorgt, dass Nutzer intuitiv wussten, welche Daten sie eingeben müssen und welche Schritte erforderlich sind, um das Formular abzuschließen. Dies hat die Abbruchrate deutlich gesenkt und die Nutzerfreundlichkeit insgesamt erhöht.

Fazit: Affordances als Schlüssel zur intuitiven Interaktion

Der erfolgreiche Abschluss des Kurses „Affordances in Interaction Design“ hat mir erneut gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir als Designer verstehen, wie Nutzer die Welt wahrnehmen und mit ihr interagieren. Affordances sind ein mächtiges Werkzeug, um intuitive und benutzerfreundliche Produkte zu schaffen, die Nutzern helfen, ihre Ziele ohne Frustration zu erreichen. Indem wir uns intensiv mit den Konzepten der Affordances auseinandersetzen und diese in unseren Designprozess integrieren, können wir Produkte entwickeln, die wirklich auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sind.

Als Produktmanager sehe ich es als meine Aufgabe, sicherzustellen, dass die Produkte, die wir entwickeln, verständlich und einfach zu nutzen sind. Die im Kurs erlernten Konzepte helfen mir dabei, diese Vision in die Tat umzusetzen und die Benutzererfahrung stetig zu verbessern.