FallGuard – Ein System zur Sturzerkennung

Die Idee zu FallGuard entstand aus einem tragischen Vorfall: Eine ältere Dame stürzte in ihrem eigenen Haus schwer und wurde erst am nächsten Tag von einem Pflegedienst gefunden.

Bis dahin hatten sich ihre Verletzungen durch den Sturz so weit verschlimmert, dass sie wenige Tage später im Krankenhaus verstarb.

Obwohl sie einen Notsender mit Fallerkennung am Handgelenk trug, löste dieser nicht aus, da der Arm in einer ungünstigen Position lag und sie den Knopf nicht mehr selbst betätigen konnte.

Da sich die „Gangster Jäger“ bis dahin auf virtuelle Ladendetektive spezialisiert hatten, musste ich ein neues Projektteam zusammenstellen. Der erste Schritt war die Durchführung eines umfassenden User Researchs, um die genauen Anforderungen für ein verbessertes Sturzerkennungssystem zu ermitteln. Ich führte Interviews mit Angehörigen pflegebedürftiger Personen, Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen.

Ein zentraler Punkt für alle Beteiligten war ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Es stellte sich schnell heraus, dass viele bestehende Systeme entweder eine schlechte Erkennungsrate oder eine hohe Fehlalarmquote hatten. Deshalb mussten wir einen neuen technischen Ansatz finden.

Wir testeten verschiedene Technologien, darunter Ultraschall-, Radio-, Erschütterungs- und akustische Sensoren. Dabei sollte das Gerät fest installiert und nicht am Körper getragen werden.

Es sollte unabhängig von Strom und kabelgebundenem Internet funktionieren, und der Akku sollte nur selten aufgeladen werden müssen.

Schnell schieden die Schall- und Radiosensoren aufgrund ihrer niedrigen Erfassungsrate aus. Erschütterungssensoren funktionierten zwar unter Laborbedingungen, führten jedoch im Praxistest zu zahlreichen Fehlalarmen. Akustische Sensoren waren zu anfällig für Fremdgeräusche.

FallGuard-Alarm

Der optische Sensor erwies sich als die beste Lösung: Er erfüllte alle Anforderungen, war kostengünstig und basierte auf bewährter Technik aus Überwachungskameras.

Pflegeeinrichtungen war es zudem wichtig, dass der Sensor nicht wie eine Kamera aussieht, um mögliche Bedenken von Bewohnern und Angehörigen zu vermeiden. Deshalb wurde der optische Sensor in einem Gehäuse untergebracht, das einem normalen Rauchmelder ähnelte.

Zur Erfüllung des Kriteriums der Langlebigkeit statteten wir das Gerät mit einem 10.000-mAh-Akku aus. Der Sensor machte alle fünf Sekunden ein Foto, das per Personenerkennung analysiert wurde, ohne dass Bilder gespeichert oder per WLAN übertragen wurden. Dies stellte sicher, dass die Privatsphäre der Bewohner gewahrt blieb.

Da sich im zu überwachenden Raum oft Betten oder Sitzgelegenheiten befanden, musste der FallGuard in der Lage sein, diese Bereiche von der Alarmierung auszuschließen.

Dies wurde durch die Platzierung von vier Musterkarten erreicht, die dem Sensor halfen, die relevanten Bereiche präzise zu definieren. Dieses einfache, aber effektive System konnte vom Pflegepersonal oder Angehörigen selbst eingerichtet werden.

Das System sollte als anerkanntes Hilfsmittel in allen zugänglichen Räumen installiert werden.

Der Prototyp wurde auf zwei Fachmessen präsentiert, wo wir zusätzlich wertvolles Feedback von Fachbesuchern erhielten.

Für April 2022 war ein Testlauf in einer Pflegeeinrichtung geplant, bei dem 15 Zimmer mit FallGuard ausgestattet werden sollten.

Doch dann kam der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Zentrale der „Gangster Jäger“ in Charkiv wurde am zweiten Kriegstag zerstört, und kurz darauf fiel auch das Rechenzentrum in Kiew.

Damit waren nicht nur die Prototypen verloren, sondern auch sämtliche Daten des Projekts. Tragischerweise fielen auch fast alle Entwickler im Krieg.

Die „Gangster Jäger“ planen, 2025 ihr Kerngeschäft in einer westukrainischen Stadt neu zu starten, doch für das FallGuard-Projekt sind alle Daten verloren, weshalb das Projekt offiziell eingestellt wurde.