User Research E-Bike Hersteller

User Research E-Bike Hersteller

Ein E-Bike-Hersteller wandte sich an mich, nachdem er auf Messen wiederholt negatives Feedback zu seinen Produktankündigungen erhalten hatte. Bei der Analyse stellte sich heraus, dass der bisherige User Research ausschließlich mit Teilnehmern aus dem Umfeld des Entwicklungsteams durchgeführt wurde. Dies führte zu verzerrten Ergebnissen, die nicht die tatsächlichen Bedürfnisse und Erwartungen der potenziellen Käufer widerspiegelten.

Um verlässlichere Daten zu erhalten, organisierte ich gemeinsam mit drei Auszubildenden User Interviews in der Essener Innenstadt. Die Ergebnisse wichen erheblich von den bisherigen Erkenntnissen ab. Aufgrund dieser Diskrepanz beauftragte mich die Geschäftsleitung, weitere Interviews auf einer Fachmesse durchzuführen. Auch diese bestätigten die zuvor in Essen gewonnenen Einsichten.

Ergebnisse der User Interviews

1. User Interviewrunde
Firmenintern
2. User Interviewrunde
Essener Innenstadt
3. User Interviewrunde
Fahrradmesse
1. Punkt Innovationherausnehmbarer AkkuArt der Unterstützung
2. PunktModernes minimalistisches DesignEinfache Bedienungherausnehmbarer Akku
3. PunktAppArt der UnterstützungEinfache Bedienung
4. PunktReichweite 120 km+FederungFederung
5. PunktFahrprogrammeDiebstahlschutzSattel
6. PunktRobustDiebstahlschutz
7. PunktReichweite 60 km+Robust
6. PunktBeleuchtungReichweite 80 km+
Preisspanne4000 – 6000 €1000 – 2000 €2000 – 3000 €

Eine genauere Untersuchung der bisherigen Befragungsmethoden zeigte, dass die Interviews im Unternehmen selbst stattfanden – nach einer Werksbesichtigung, einem Snack in der Cafeteria und in einem Besprechungsraum, der mit Marketingpostern dekoriert war. Die Antworten der Probanden stimmten daher fast vollständig mit den Aussagen auf den Postern überein.

Diese methodische Fehleinschätzung führte zur Entwicklung eines Produkts, das die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzer verfehlte. Es war zu teuer, verfügte weder über einen herausnehmbaren Akku noch über eine Federung und wurde primär über Design und technische Innovationen vermarktet. Ein Diebstahlschutz wurde erst nachträglich integriert, doch der Preis von über 4.500 € blieb aufgrund der hohen Entwicklungskosten unvermeidbar. Ursprünglich war sogar eine selbstfahrende Version per Gyroskop geplant, was die Entwicklungskosten weiter in die Höhe trieb.

Trotz Anpassungen im Marketing und der Einführung einer Damenversion blieb das Fahrrad ein Ladenhüter. Ein Umsatzplus von 11 % reichte nicht aus, um das Unternehmen zu retten, und es musste Insolvenz anmelden. Glücklicherweise übernahm ein anderer Hersteller das Produkt sowie den Großteil der Mitarbeiter und vertreibt die E-Bikes nun in kleiner Stückzahl im Preisbereich von 2.000 € und mehr.